An ihren Früchten ...

Liebe Leserinnen und Leser,

der Monatsspruch für Oktober erinnert uns an eine Grundwahrheit menschlichen Zusammenlebens:

„Seid Täter des Wortes und nicht Hörende allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“

Diese Mahnung steht im Brief des Jakobus, im ersten Kapitel. Es ist eine Binsenweisheit und allen sofort einsichtig, dass mit Worten allein noch nichts geschafft ist. Auch in der Kirche nicht. „An den Früchten sollt ihr uns Christinnen und Christen erkennen“, sagte eine Generation früher Jesus aus Nazareth. 

Reden kann man viel. Sie kennen das aus den Sonntagsreden, die allzu gern die Grundsätze menschlichen Zusammenlebens - die viel beschworenen Werte des christlichen Abendlandes - in schönsten Farben anpreisen. Am nächsten Tag genügt ein Blick in die Zeitung, um zu sehen, wie wenig davon im politischen Alltag übrig bleibt. Kritik ist also berechtigt. So musste sich auch der baden-württembergische Ministerpräsident vor ein paar Jahren den Zwischenruf eines Abgeordneten gefallen lassen, der lauthals rief: "Nicht schwätze, Herr Ministerpräsident, schaffe!" Was Winfried Kretschmann - schlagfertig und witzig, wie er ja sein kann - darauf geantwortet hat, ist nicht überliefert. Im besten Fall hat er sich die Aufforderung zu Herzen genommen.

Nun ist es natürlich immer sehr leicht, mit derartigen Mahnungen an andere heranzutreten und sie aufzufordern, den Worten auch entsprechend Taten folgen zu lassen. Aber wie steht es um uns selbst? An die eigene Nase fassen und überlegen, was ich so den lieben langen Tag sage, ankündige, verspreche oder wünsche. Und dann mal überprüfen, was nach einer Woche tatsächlich passiert ist. Ich vermute, da kommt einiges zusammen, was uns kleinlaut werden lässt. Und in Zukunft vorsichtiger in dem, was wir reden.

Damit wir uns nicht selbst betrügen und vor anderen unglaubwürdig werden. Das gilt auch für unseren Glauben. Von Gott nur reden ist zu wenig, weil Gott nicht geredet, sondern gelebt werden möchte. Auch das ist eine Binsenweisheit. Aber so ist es: die Wahrheit ist oft ganz einfach.

Ich wünsche Ihnen einen segensreichen Oktober!
Ihr Pfarrer Dr. Schulze-Wegener, Auggen

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Früchte