Ich bin nicht gut genug …

Da steht sie vor mir. Das erste Jahr als Lehrerin hat sie hinter sich gebracht. Es ist einer der letzten Abende in den Sommerferien, und plötzlich bricht es aus ihr heraus …
Da ist die Angst, als Lehrerin nicht gut genug zu sein, den Ansprüchen nicht zu genügen. Da ist die Panik, dem allem nicht gerecht zu werden. Ich sehe ihr in die Augen und spüre ihre Angst. Sie ist tief. Sie sitzt unter der Haut. Und sie ist von einer Art, die sich rational nicht beheben lässt. Eine, die wir so oder in ähnlicher Weise doch auch alle kennen: Angst, nicht gut genug zu sein; zu scheitern. Angst, nicht gesehen zu werden; zu riskieren …
Oft erleben wir sie dabei sehr intensiv, und sie scheint uns ohnmächtig werden zu lassen.

Zurück zum Abend. Später erzählt sie von ihrer Idee, sich ihren Lieblingsbibelvers tätowieren zu lassen. Direkt unter die Haut, denke ich - dort, wo die Angst sitzt. Unlöschbar und beständig soll der Bibelvers dort sichtbar sein. Er steht in Matthäus 11,28: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“. Welch eine Zusage in dieser Situation! Gott verspricht uns nicht, dass die Angst sofort verschwindet. Nein - ich glaube, dass wir manchmal auch ein Leben lang mit manchen Ängsten leben müssen. Aber wir müssen es nicht allein tun. Gott schaut sie mit uns an, hält sie mit uns aus und schenkt uns Kraft, mit ihr umzugehen – das zumindest möchte ich zutiefst glauben.  

Kommt her zu mir, alle, die ihr Angst habt, ich will euch Frieden schenken – so wäre meine Übersetzung für sie. Für uns alle. Und ich wünsche uns allen, dass diese Zusage, ob symbolisch, gedanklich oder körperlich, unter die Haut geht - mitten durch unsere Angst und direkt ins Herz, fest verankert und eingraviert.

Ihre
Celina Häs
Diakonin im Schuldienst 

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Andacht