"Bei meiner ersten Freizeit hab ich gemerkt, ich bin ich richtig!"

Nach 10 Jahren im Jugendwerk Breisgau-Hochschwarzwald beendet Bezirksjugendreferent Oliver Zulauf seinen Dienst. Er wird am 12.05. um 19.00 Uhr in einem Jugendgottesdienst und anschließender Kopfhörerdisco offiziell verabschiedet. Bereits im Februar hat Oliver Zulauf den Masterstudiengang Religionspädagogik an der Evangelischen Hochschule Freiburg begonnen, um nach erfolgreichem Abschluss in den Schuldienst als Religionslehrer zu wechseln. Zuvor wagt er einen Rückblick auf seine Zeit im Jugendwerk.
 

10 Jahre, eine ganz schön lange Zeit. Mit welchem Gefühl schaust du zurück?

Oliver Zulauf: Ich bin erstmal total dankbar für unfassbare 10 Jahre, in denen ich das Privileg hatte, sehr viel von meinen Kolleg:innen und mit den Jugendlichen über mich, Gott und über die Menschen lernen zu können. Insbesondere die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin Heike Siepmann ist ein großer Schatz für mich.

Was habt ihr gemeinsam auf die Beine gestellt?

Oliver Zulauf: Die Zeit war geprägt von sehr vielen spannenden Projekten in ganz unterschiedlichen Team-Konstellationen. Direkt zu Beginn haben wir angefangen, das große Konfi-Camp zu konzeptionieren und das JUST-Projekt ins Lebens zu rufen. Wir haben uns gefragt, wie sich kirchliche Jugendarbeit und Schule sinnvoll verbinden lässt. Dazu gehörte dann auch die sozial-diakonische Reise nach Berlin Und nicht zuletzt haben wir ab 2018 mit den Planungen und Überlegungen für die Silberlilly begonnen. Das ist für mich nach wie vor ein echtes Hammer-Projekt.

Daneben hast du aber auch Projekte auf landeskirchlicher Eben auf den Weg gebracht.

Oliver Zulauf: Ja, zum Beispiel die Baden Games. 2014 haben wir zudem in einer ziemlichen Hau-Ruck-Aktion das Youvent nach Breisach geholt und innerhalb eines Dreiviertel Jahres ein richtig großes Event auf die Beine gestellt. Also so richtig Kontinuität gab es in den ganzen Jahren nicht, dafür haben wir zu viele reizvolle Ideen umgesetzt.

Neben diesen Projekten hast du die klassischen Aufgaben des Jugendwerks übernommen.

Oliver Zulauf: Genau. Die sind auch sehr wichtig. Dazu gehören die Freizeiten ebenso wie die Schulung und Ausbildung von ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendarbeit. Oder die politische Stellvertretung. Ich war im Besondere in die Arbeit des  Kreisjugendring involviert.

Gibt es ein Projekt oder eine Aufgabe, die dir in besonderer Weise mit deiner Zeit als Bezirksjugendreferent in Erinnerung bleiben wird?

Oliver Zulauf: Bei meiner ersten Kinderfreizeit in der Schweiz habe ich gemerkt: Hier bin ich richtig. Hier bin ich angekommen. Das war ein super schönes Gefühl. Und ich bin sehr dankbar, dass ich so viele Kinder und Jugendliche über die Jahre begleiten durfte. Einige wandern von der Kinder- über die Jugendfreizeit bis in den Juleica-Kurs - die habe ich so richtig aufwachsen sehen. Freizeitmäßig war außerdem die Korsika-Freizeit 2021 ein Highlight. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit so einer tollen Gruppe in der Corona-Zeit unterwegs sein durfte.

Was zeichnet für dich die bezirkliche Kinder- und Jugendarbeit aus?

Oliver Zulauf: Bei uns im ländlichen Kirchenbezirk muss die zwangsläufig projektbasiert und zeitlich begrenzt aufgestellt werden. Im Rahmen der Schulung von Ehrenamtlichen geht es darum, den Jugendlichen zu ermöglichen, sich selber auszuprobieren, Fehler machen zu dürfen, Feedback zu bekommen. So, dass sie merken: Wir trauen dir etwas zu. Da erleben die Jugendlichen so viel Selbstwirksamkeit. Für mich macht das den absoluten Mehrwert dieses Arbeitsbereiches aus. Und klar ist natürlich auch, dass der Bedarf an Freizeiten sehr groß ist. Gemeinsam unterwegs zu sein, ist für mich nach wie vor eine riesen Chance und ein zentraler Baustein der Arbeit, der nicht fehlen darf.

Wie hat sich die bezirkliche Kinder- und Jugendarbeit im Laufe deiner Dienstzeit verändert? Welche Aufgaben sind gleich geblieben?

Oliver Zulauf: Es ist eine große Herausforderungen, dass durch die schulischen Anforderungen die Menschen, die wir ansprechen, einfach sehr beschäftig sind. Das heißt auch, dass es einen guten Andockpunkt für die Jugendlichen braucht. Die Frage, was ist eigentlich Jugendwerk, haben wir uns schon vor 10 Jahren gestellt. Aber sie ist nach wie vor relevant. Da gehört es auch zu, mit den Gemeinden abzustecken, wo und wie Kooperationen möglich sind und welcher Bedarf da ist.

Der Strategieprozess ekiba32 hat auch Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendarbeit. Welche Perspektiven siehst du aus deiner Erfahrung heraus?

Oliver Zulauf: Auch im Jugendwerk werden 30 Prozent eingespart. Das ist ein Einschnitt, aber eben auch eine Chance, um genau zu überlegen, welche Kernaufgaben unbedingt dazu gehört, wo sich aber regionale Schwerpunkte herausbilden lassen. Das Profil der Jugendwerke muss teilweise sicher neu angepasst werden, z.B. auf die neuen Aufgabenfelder der Kooperationsgebiete.

Und im Bezug auf die Angebotsgestaltung?

Oliver Zulauf: Freizeiten, Seminare und Jugendleiter*innen-Kurse werden weiterhin wichtige Aufgabenbereiche sein. In den letzten Jahrzehnte gab es gute Gründe, zu sagen, dass die außerschulische Jugendarbeit auch wirklich außerhalb der Schule stattfinden soll. Im Zuge der Veränderungen in der Schullandschaft sowie den gesamtgesellschaftlichen Veränderungen - Stichwort G8 und verlässliche Ganztagsschule - müssen wir uns in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit überlegen, wie wir uns zukünftig aufstellen und ob wir die Schule nicht doch vermehrt als Kooperationspartner anfragen.

Stichwort Schule: Wie sieht die Zukunft für dich persönlich aus?

Oliver Zulauf: Ich möchte gerne zu 100 Prozent Religionslehrer werden. Das bringt ein ganz anderes Setting mit einer neuen Aufgabe und Rolle für mich mit. Und gleichzeitig ist die Schule ein sehr spannender Ort, um das Evangelium zu verkünden. Darauf freue ich mich jetzt - bei aller Traurigkeit, dass mir die Kontakte zu den Menschen im Jugendwerk fehlen werden.

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