In diesem Jahr gedenken wir des 150. Geburtstages und 60. Todestages Albert Schweitzers. Anlass genug, ihm den zweiten November-Impuls 2025 zu widmen. Albert Schweitzer war ein wichtiges und ich meine, ein revolutionäres Vorbild im Nachkriegsdeutschland. In meinen Augen ist er das bis heute geblieben. Geradezu beängstigend finde ich es, wie aktuell seine Gedanken auch in unsere Zeit sprechen. Albert Schweitzer war ein Mann, der sich vehement gegen den Krieg, vor allem gegen die atomare Aufrüstung gewandt hat. Er war jemand, der das Christentum ernsthaft und überzeugend zu leben suchte. Dabei folgte er einer basalen Theologie der Jesusnachfolge. Albert Schweitzer ist der Meinung, dass man Gott nur im eigenen Herzen und im eigenen Kopf finden kann. Das entspricht dem, was Jesus im Neuen Testament auf die Frage sagt: Was sollen wir tun? Worauf Jesus ohne Umschweife antwortet: Gott lieben, aus allen Kräften – auch denen des Gemüts, der Seele, des Denkens und dann den Nächsten an unserer Seite wie uns selber. (Lukas 10,27)
1952 erschien in der Taschenbuchreihe des S. Fischer Verlags ein Band von Albert Schweitzer mit dem Titel „Aus meinem Leben und Denken“, der viele junge Menschen der folgenden Jahrzehnte geprägt hat – auch mich. Was dieses Buch ausmacht ist, dass man hier einem Menschen begegnet, der unter der Natur zu leiden vermochte: Wie kann es in einer Welt, die wir als Gottes gute Schöpfung begreifen, soviel Grausamkeit und Tod geben? Wie kann das Töten die Grundlage des Lebens bilden? Albert Schweitzer stellte diese Kriegslogik, dieses grausame Gesetz des Stärkeren, die jedem und jeder die Fähigkeit der „Kriegstüchtigkeit“ abverlangt, in Frage. Dabei berief er sich auf sein Gefühl und gab damit anderen die Erlaubnis wie er, ihrem eigenen Gefühl zu trauen. Ich muss als Menschen – nur weil es in der Natur so angelegt ist – das Töten nicht übernehmen. Albert Schweitzer stellte dem Prinzip „der Mensch ist des Menschen Wolf“ das Prinzip „für Menschen Mensch sein“ entgegen. Damals wie auch heute wird die Mehrheit der Gesellschaft dies als naiv abtun.
Albert Schweitzer war der festen Überzeugung, dass wenn wir der Evidenz unseres Gefühls folgen, insbesondere unseres Mitgefühls, dies zur Folge hätte, dass wir die meisten Scheußlichkeiten und Verbrechen im 20. Jahrhundert niemals hätten begehen können. Er stand dafür ein, dass eine Moral, die im Gefühl stimmt, nicht falsch sein kann.
Und so erschreckt es mich, dass unser Außenminister Johann Wadephul, der erschüttert vom Ausmaß der Zerstörung von Städten und Gemeinden in Syrien sagt „Die Rückkehr nach Syrien ist zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr eingeschränkt möglich“ , deshalb von seiner eigenen Partei abgestraft wird.
Ich empfehle darum – mit Jesus und Albert Schweitzer – trauen sie ihrem Gefühl, dann wird Gott auch ihre Gedanken, Worte und Taten lenken.
Andreas Guthmann, Seelsorger in Klinik, Kur & Reha von Bad Krozingen
noch bis 26.11.2025 zu besuchen:
Ausstellung: Albert Schweitzer – engagiert für den Frieden
täglich 9.00-18.00 Uhr im Foyer der Evang. Christuskirche Bad Krozingen, Schwarzwaldstraße 7
Albert Schweitzer – engagiert für den Frieden
Ausstellung und Begleitprogramm in Bad Krozingen
📅 31. Oktober – 26. November 2025
📍 Evangelische Christuskirche
Im Gedenkjahr 2025 erinnert eine eindrucksvolle Ausstellung an das friedenspolitische Engagement Albert Schweitzers. Vor und in der evangelischen Christuskirche in Bad Krozingen wird sein Einsatz gegen Atomwaffen und für eine ethisch verantwortete Welt sichtbar gemacht. Täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, lädt die Ausstellung dazu ein, Schweitzers Denken und Wirken neu zu entdecken.
Ein vielfältiges Begleitprogramm vertieft die Themen der Ausstellung. Ein besonderes Highlight ist der „Wortkino“-Abend am 13. November, der eine lebendige Begegnung mit dem Theologen, Philosophen, Musiker und Arzt ermöglicht.
Weitere Infos zur Ausstellung
Weitere Infos zum Wortkino-Abend 13.11.
Wenn sich die erwachsenen Kinder nicht mehr melden, selbst an Feiertagen und an Geburtstagen kein Lebenszeichen mehr kommt, wenn Briefe ungeöffnet zurückkommen und so gar nicht klar ist, warum, dann stehen die betroffenen Eltern verletzt und gekränkt vor vielen Fragen: Hätten wir etwas anders machen können? Warum nur bei uns? Haben wir etwas falsch gemacht? Was wird aus unseren Enkeln?
Auch im privaten Umfeld wird geschwiegen oder die Eltern machen die Erfahrung, dass sie auf Unverständnis stoßen oder selbst von den engsten Freunden kluge Ratschläge bekommen. Viele ziehen sich aus Scham zurück, weichen aus, wenn nach den Kindern gefragt wird, und fühlen sich zunehmend isoliert. Davon sind mehr Menschen betroffen, als man ahnt. Vielleicht gelingt es, die eigene Sprachlosigkeit zu durchbrechen und gemeinsam zu entdecken, was trotz Allem das Leben doch lebenswert und schön macht.
Supervisorin Susanne Teichmanis bietet gemeinsam mit Pfarrerin Bettina von Kienle in der Prälat Hebel Kirche, Bellinger Str. 20, 79418 Schliengen eine Gesprächsgruppe an, in der die Eltern über ihre Verlustgeschichte sprechen können vor Ohren, die sie verstehen und in der Verschwiegenheit einer Gruppe von Betroffenen.
Die Gruppe trifft sich i.d.R. am ersten Montag eines Monats von 16.00 bis 17.30 Uhr.
Termine sind: 06.10.2025; 03.11.2025; 01.12.2025; 05.01.2026: 02.02.2026; 02.03.2026; 13.04.2026; 04.05.2026; 01.06:2026; 06.07.2026.
Diese Gruppe wird finanziell gefördert vom Dekanat Breisgau-Hochschwarzwald und vom Dekanat Markgräflerland der evangelischen Landeskirche in Baden. Sie ist offen für Menschen aller Glaubensrichtungen. Verschwiegenheit über das, was in der Gruppe erzählt wird, ist Voraussetzung der Teilnahme.



