Kirche und Tourismus: Gastfreundschaft ist ein wichtiger Teil unserer Tradition

Bezirksvisitation: Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh im Gespräch mit Tourismusexperten

Der Hochschwarzwald ist Spitze - Menschen aus Deutschland und anderen Ländern genießen dort gerne ihren Urlaub. Auch der Kirche sind diese Menschen wichtig, sie will sie nicht aus den Augen verlieren. Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh hat deshalb im Rahmen der Bezirksvisitation ein Fachgespräch mit Thorsten Rudolph, dem Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG), und Dorothea Störr-Ritter, der Landrätin des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, in Hinterzarten geführt.

Welche Angebote können die Kirchengemeinden in der Region den Urlaubern machen, wie kann man sie überhaupt erreichen? Ein erster Schritt für die Kirche sei, “sich klar zu machen, wie viel Gastfreundschaft und Offenheit in der christlich-jüdischen Tradition liegt”, sagte der Landesbischof. Wenn die Gemeinden durch die Mitgliederentwicklung und die manchmal zu große Belastung für die Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden unter Druck stehen, sei es nicht immer einfach, auf Urlauber oder Zugezogene zuzugehen - auch wenn die Offenheit grundsätzlich besteht, sagte Cornelius-Bundschuh. Dabei sei das, “was Menschen erwarten, die zu uns kommen, nicht so weit weg von dem, was wir wollen”, betonte der Landesbischof.

Was sollte oder könnte die Kirche aus Sicht der Tourismusfachleute für die Urlauber tun, wie schaffen es Kirchengemeinden mit Menschen in Kontakt zu treten, die nur wenige Tage an einem Ort sind? Das wollten die Vertreter aus dem Kirchenbezirk von HTG-Chef Thorsten Rudolph wissen. Der nannte die israelitische Gemeinde als Beispiel, die Gästen aus Israel spezielle Angebote macht. Vielleicht müsse auch nur das bestehende Angebot attraktiver gemacht werden, überlegte Rudolph. Besondere Gottesdienste an einem außergewöhnlichen Orten würden womöglich sehr viele Menschen anziehen. 
Die Fragen waren auch ganz konkret: Ist die Kirche noch auf der Höhe der Zeit, wenn sie zum Beispiel eine Broschüre herausgibt, wollte Dekan Rainer Heimburger wissen. Oder müsse heute alles digital sein? Beides sei notwendig, lautete die Antwort, man müsse sowohl diejenigen, denen Papier in der Hand wichtig ist, als auch die Nutzer der modernen Medien bedienen.

Eine erfolgreiche Tourismusregion brauche mehr als die schöne Natur, sagte Landrätin Dorothea Störr-Ritter. Alles müsse passen, das gastronomische Angebot ebenso wie vorhandene kulturhistorische Kleinode, das Brauchtum und damit auch die Verbindung zur Kirche, sagte sie. Dabei sei es eine große Herausforderung, “Tourismus und Natur konfliktfrei hinzubekommen”. Die Natur ist der größte Schatz der Region, aber “wir müssen aus dieser Natur immer etwas machen”. Die Menschen suchen also Räume oder Angebote, die ihnen dabei helfen, zur Ruhe zu kommen. Wenn die Kirche “das nicht in die Hand nimmt, machen es andere Gruppierungen”, ist sich Störr-Ritter sicher.

Die Menschen kommen nicht nur in den Hochschwarzwald, um etwas zu konsumieren, weiß Thorsten Rudolph. Sie wollen zum Beispiel die Natur erfahren. Die Möglichkeit zur Ruhe und Begegnung mit Gott wäre ein wichtiger Punkt, sagte der HTG-Geschäftsführer. Die kirchliche Tourismusarbeit biete auch die Chance Menschen zusammen zu bringen, die sich sonst nicht begegnen würden, sagte Landesbischof Cornelius-Bundschuh. Der Integrationsbetrieb Hofgut Himmelreich in Kirchzarten sei dafür ein positives Beispiel.

Spannende und attraktive Angebote machen die Kirchengemeinden, sagte eine Kirchenälteste aus Hinterzarten. Die Schneekirche, die ein früherer Diakon mit Konfirmanden baute, sei so ein erfolgreiches Beispiel. In Zukunft müsse die Kirche aber stärker die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen suchen und auch bei großen Ereignissen, etwa Festen präsenter sein. Allerdings sei mancherorts die Überalterung der Ehrenamtlichen ein Problem. Die seien “an der Kante”, sagte Schuldekan Dirk Boch. Man müsse also Wege finden, um auch Menschen mit besonderen Interessen für die kirchliche Tourismusarbeit zu gewinnen, die bislang vielleicht noch keine Verbindung zur Kirche haben.

Über die Begegnung mit neuen Bürgern oder Urlaubern finde man auch neue Wege, sagte Landesbischof Prof. Dr. Cornelius-Bundschuh. Es sei wichtig, über neue Orte nachzudenken. Vielleicht müsse die Kirche den Menschen auch mehr Stille, Raum zum Nachdenken anbieten. Aber die Kirche wolle nicht spannende Orte anbieten, um Menschen anzulocken, sie wolle etwas vermitteln. Es gehe ihr um das, was Menschen gut tut. Was die Kirche von diesen Begegnungen hat, müsse in den Hintergrund rücken, betonte der Landesbischof.

Sebastian Barthmes 

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