Nicht aufhören!
Gedankenversunken schaue ich aus dem Fenster. Wieder einmal denke ich über mein Leben nach. Was will ich aus meinem Leben noch machen? Und da sind auch meine Sehnsüchte. Tief verborgen suchen sie sich ihren Weg zu meinem Herzen. Der Verstand hat hingegen ein klares Urteil: Wer bist du schon, dass du so etwas erreichen könntest. Schuster bleib bei deinen Leisten - Und ich gebe auf.
Nicht einmal einen Namen haben sie ihr damals gegeben. Sie nennen sie nur die alte Witwe. Bedeutungslos. Rechtslos. Eine Frau. Allein. Täglich kämpft sie ums Überleben. Bis sie eines Tages auf ihn trifft. Der Richter, in dessen Hand so viele Urteile liegen. Es gehört sich nicht einmal in seiner Nähe zu sein – als Frau. Als Alte. Als Alleinstehende. Aber ihre Sehnsucht ist so groß. Mit all ihrem Mut tritt sie vor ihn und bittet; und bittet, und bittet. Immer wieder– bis er endlich nachgibt.
Sie – eine unscheinbare, namenslose Frau aus der Bibel wird mir zum Vorbild. Sie hört nicht auf für sich, ihre Gerechtigkeit und ihre Sehnsüchte einzustehen. Immer wieder tritt sie mutig voran- trotz aller vorherigen Ablehnung. Auch wenn es in dieser Geschichte um Gerechtigkeit geht, fühle ich mich ihr so nahe. Manchmal scheint es in mir aussichtslos, traue ich mir nichts zu, sehe meine Vergangenheit und das, was ich nicht kann und nicht bin. Was ich aber bin ist ein Mensch mit Lebensverantwortung. Gott traut mir zu, dass ich – so wie ich bin – mein Leben gestalten, in die Hand nehmen und groß träumen darf. Werden wir also mutig wie die Witwe. Mit Blick auf die Realität aber einem Herzen voller Mut, um daran zu glauben – ich bin es wert, meine Sehnsüchte zu leben.
Sehnsuchtsvoll,
Ihre Celina Häs
Diakonin im Schuldienst
Müllheim/Hügelheim - Am 28. September 2024 feierte die Diakonische Initiative Hügelheim in der Festhalle in Hügelheim ihr 50-jähriges Bestehen unter dem Motto "UnBehindert miteinander feiern". Die Atmosphäre war erfüllt von freudigem Wiedersehen, lebendigen Erinnerungen und einer Gemeinschaft, die ihresgleichen sucht.
Rund 140 Gäste kamen sich zu diesem besonderen Anlass, darunter zahlreiche Teilnehmende mit und ohne Handicap, sowie Angehörige, Ehrenamtliche und Freunde der Diakonischen Initiative „unBehindert miteinander Leben“, die liebevoll „DI“ genannt wird.
Zum Auftakt der Feierlichkeiten unterstrich Pfarrerin Britta Goers im Gottesdient das Besondere an der Diakonischen Initiative: „Hier begegnen sich Menschen auf Augenhöhe, weil sich Jeder und Jede als ein Kind Gottes angenommen und geliebt fühlen darf.“ Ortsvorsteher Martin Bürgelin hob in seiner Ansprache hervor, wie die Diakonische Initiative das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung in Hügelheim seit Jahrzehnten prägt und zur Selbstverständlichkeit gemacht hat. Auch er selbst nahm als Jugendlicher an Freizeiten der Diakonischen Initiative teil und erinnert sich noch lebhaft an seine erste Reise an die Nordsee.
Begegnung steht im Mittelpunkt der Diakonischen Initiative. „Nicht nur darüber sprechen, sondern Menschen kennenlernen in ihrem So-Sein, in ihrem Anderssein", war das Credo von Wolfgang Eitel, der die Diakonische Initiative als Jugendreferent im Kirchenbezirk Müllheim aufbaute und über 38 Jahre lang leitete. Was 1974 als Treffen von Jugendlichen mit und ohne Behinderung begann, führte zu Ausflügen, großen Ferienfreizeiten und gemeinsame Reisen - bis nach Dänemark oder Spanien. Unvergessliche Erlebnisse und Erfahrungen von Gemeinschaft, von denen beim Jubiläum viele Anekdoten erzählt und Impressionen gezeigt wurden.
Zur ausgelassenen Stimmung trug auch der Musikverein Hügelheim bei, dessen schwungvolle Musikstücke die Jubiläumsgäste sogar zu spontanen „Polonaisen“ durch den Saal animierten. Auch eine Foto-Box erfreute sich großer Beliebtheit und wurde rege genutzt, um die fröhlichen Begegnungen in Bildern festzuhalten.
Wie die Einrichtung selbst, sind viele der Teilnehmenden inzwischen in die Jahre gekommen, was ihrer Begeisterung für die Unternehmungen keinen Abbruch tut. Nach wie vor gibt es regelmäßige Freizeitaktivitäten und Reisen, die maßgeblich von ehrenamtlich Aktiven durchgeführt werden. Kaya Glaser, Vorsitzende des Fördervereins, leitet solche Reisen in ihrer Freizeit. Auf die Frage nach ihrer Motivation sagte sie „Die Mitarbeit bei der DI macht einfach Spaß. Das ist sowas wie eine große Familie.“
Veranstaltet wurde das Jubiläum vom Förderverein, der Evangelischen Kirchengemeinde Hügelheim und dem Diakonischen Werk Breisgau-Hochschwarzwald.