Zwischenzeit

Enttäuscht blättert Nadine in dem großen Kalender neben ihrem Bett. Ihr Blick fällt auf das November-Kalenderblatt. „Warum gibt es für den November keine schönen Bilder?“, fragt sie sich. Ihr Geburtstag liegt im November. Daher fällt es ihr jedes Jahr aufs Neue auf, dass die Novemberseiten immer ein wenig blass aussehen. Nichts ist mehr übrig von den strahlenden Farben des Frühlings und vom Ertrag des Herbstes. Und die verheißungsvollen Lichter, die in der Dunkelheit des Winters so etwas wie Wärme versprechen, sind noch nicht wieder aufgehangen. Auch die Feste in der Kirche wirken auf Nadine weniger schillernd. Im November wird für die Toten gebetet und der eigenen Fehlbarkeit bedacht. Ihr Geburtstagsmonat scheint eine Zwischenzeit zu sein. „Wohnst du eigentlich auch in den Zwischenzeiten?“, fragt sie Gott. Weil es ihr gerade so sehr auf dem Herzen liegt.


"Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist."

Meister Eckhart (1260 - 1328)

Segen in den Zwischenzeiten wünscht, 
Diakonin Miriam Tepel 

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November-Schriftzug auf grauem Untergrund