Einfach dasitzen

"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“ schreibt Astrid Lindgren in ihren Tagebüchern. Eine gute Nach-den-Ferien-Devise, finde ich. Einfach dasitzen und vor sich hin schauen – können wir uns das leisten?

Der Alltag sieht anders aus. Zeitdruck, möglichst viel gleichzeitig tun, funktionieren, oft rastlos von Termin zu Termin hetzen. Manche von uns bewältigen ihr umfangreiches Pensum an Arbeit und Ehrenamt nur durch ein immer besseres Zeitmanagement. Die vielen Ratgeberbücher sollen uns dabei helfen.

Einfach dasitzen und vor sich hinschauen – können wir das überhaupt? Oder beschleicht uns unwillkürlich das Gefühl, eigentlich etwas tun zu sollen? Dabei übersehen wir leicht etwas ganz Wichtiges: Gott setzt unserem Leben einen Anfang und ein Ende. Dass meine Lebenszeit begrenzt ist, bedeutet Verzicht: ich kann nicht alles erreichen, aber – und das ist das Tolle: ich muss auch nicht alles erreichen. In den von Gott gesetzten Grenzen leben, das heißt verzichten, aber das ist eben auch wunderbar befreiend.

Einfach dasitzen und vor mich hinschauen – das habe ich mir vorgenommen für die Wochen, die sich jetzt nach den Ferien wieder so schnell füllen. Einfach dasitzen und vor mich hinschauen – immer mal wieder zwischendurch, egal was ist. Absichtslos und ungehetzt. Mich frei machen von Ansprüchen und Erwartungen. Den eigenen Körper spüren. Loslassen. Den Kopf leeren, das Herz leeren. In der eigenen Mitte sein. In Gottes Gegenwart. Das genügt.

Ihre Daniela Hammelsbeck, Pfarrerin in Müllheim

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