Raum für Gutes
Eine alte Dame mit schlohweißem Haar sicher deutlich jenseits der 80 sitzt am Tisch, ihre Hörhilfe im Ohr, einen Pinsel in der rechten Hand. Das Bild auf der Leinwand vor ihr hat schon Gestalt angenommen. Aber wie geht´s jetzt weiter ...?
Über Eck am selben Tisches sitzt ein Mädchen, keine acht. Sie könnte gut und gerne die Urenkelin sein. Auch sie hat einen Pinsel in der Hand und malt gerade, während sie aufmerksam schaut, was ihre Mitmalerin tut. Sie malen zusammen – ein schönes Bild!
Wie gut, dass es einen solchen Raum der Begegnung über die Generationen hinweg gibt. Es ist ein Raum für Gutes.
Szenenwechsel.
Freude spricht aus den Gesichtern der Jugendlichen mit Handicap und der Frau um die 30. Sie sind sich nah, haben die Köpfe zusammensteckt dort unter leichten Decken und offensichtlich viel miteinander zu lachen.
Wie gut, dass es einen solchen Raum der Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Handicap gibt. Es ist ein Raum für Gutes.
Das ist das Motto der diesjährigen Woche der Diakonie: „Raum für Gutes“. Es begegnet auf dem Aktionsplakat über den beiden Bildern, die sich beliebig fortsetzen ließen mit denen aus der tagtäglichen Arbeit unter dem Dach unseres Diakonischen Werkes Breisgau-Hochschwarzwald.
Da tut sich in der Schwangerenkonfliktberatung ein Raum für Gutes auf, in dem hilfesuchende Frauen in Ruhe überlegen können, welche Wege aus der Krise herausführen. Da tut sich in der Begleitung psychisch kranker Menschen ein Raum für Gutes auf, in dem sie Wertschätzung und praktische Lebenshilfe erfahren. Da tut sich im Rahmen der Flüchtlingsarbeit ein Raum für Gutes auf, in dem Menschen mit Fluchterfahrung die so wichtige Begleitung und Beratung finden.
Ein Segen, dass Menschen durch die Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes Wertschätzung erfahren – in welcher (Not-)Lage auch immer -, aufatmen können und aufgerichtet werden. Das entspricht von jeher dem Wunsch und Willen Gottes. Der Mensch aus dem Volk Israel erinnert daran, wenn er betet: „Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum" (Ps 31,9).
Rolf Kruse, Pfarrer in Bad Krozingen und Bezirksdiakoniepfarrer im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald